Interbus Busaufbau
Der INTERBUS ist als Ring aufgebaut und nutzt zur physikalischen Datenübertragung
eine verdrillte Zweidrahtleitung oder alternativ Lichtwellenleiter. Er arbeitet auf
der physikalischen Ebene mit einer RS-485 Schnittstelle. Die Hin- und Rückleitung
wird innerhalb eines Kabels durch sämtliche Teilnehmer geführt. Hierdurch ergibt sich
das physikalische Erscheinungsbild einer Busstruktur mit Hauptstrang (Fernbus) und
Stichleitungen (Lokalbus). Das ermöglicht eine flexible Anpassung an die Anlagenstruktur.
Erkennt ein Teilnehmer, daß kein Stecker in seiner Ausgangsbuchse zu einem weiterführenden
Teilnehmer gesteckt ist, weiß er, daß er der letzte Teilnehmer in einer Stichleitung ist
und schließt den Ring. Es sind somit keine Abschlußwiderstände notwendig und die damit
verbundenen Fehlerquellen durch falsche oder vergessene Aktivierung entfallen.
 
Der INTERBUS arbeitet nach einem Master-Slave-Zugriffsverfahren. Nur der Master hat
die Kontrolle über das Gesamtsystem. Die Slaves können nur dann auf den Bus zugreifen, wenn sie
dazu aufgefordert werden. Beim INTERBUS kann der Master bis zu 256 Slaves koordinieren.
Der Master ist in Form einer Anschaltbaugruppe realisiert und übernimmt gleichzeitig die Kopplung
an das überlagerte Steuerungssystem (SPS, Industrie-PC). Ein INTERBUS Master hat im wesentlichen
folgende Aufgaben:
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Das Starten von Identifikations- und Datenzyklen
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Die Adressierung der Teilnehmer
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Das Einlesen der Eingangsdaten von den Busteilnehmern und die Übergabe
dieser Daten an das Steuerungssystem
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Die Übernahme der Ausgangsdaten vom Steuerungssystem und die Ausgabe
dieser Daten an die Busteilnehmer
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Die Fehlerdiagnose mit Fehlerortbestimmung
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Reset des Systems
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Das Ein- und Ausschalten einzelner Bussegmente
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Die Kommunikation mit intelligenten Teilnehmern über den Parameterkanal
 
Der innere Aufbau eines Interbusteilnehmers setzt sich aus folgenden Schieberegistern zusammen:
Die Anzahl der Schieberegister bestimmt die Menge der E/A-Punkte des Teilnehmers.
Diese können zwischen 0 Bit (Busklemme) und 32x16 Bit liegen. Ein Teilnehmer mit
16 Ein- und Ausgängen besitzt demzufolge je ein Eingangs- und Ausgangsregister.
Die CRC-Register dienen zut Überprüfung, ob die Daten korrekt übertragen worden sind.
Im Ausgangsregister werden die Ausgangsdaten aus dem Protokoll ausgelsen und dann an die Aktoren weitergeleitet.
Die Sensoren schreiben ihre Werte in das Eingangsregister. Dort werden die Daten vom Protokoll übernommen.
Das Identifikationsregister enthält Informationen über den Modultyp, die Anzahl der Ein- und Ausgangsregister, sowie Fehlerzustände. Diese werden im Identifikationszyklus ausgelesen.
Mittels des Control-Registers kann der Master die einzelnen Teilnehmer kontrollieren.
 
Der Fernbus wird vom Master ausgehend installiert. An den Fernbus werden die Fernbusteilnehmer
angeschlossen, das können einfache E/A-Geräte sein oder Buskoppler bzw. Mischformen. Zwischen
zwei Fernbusteilnehmern kann eine max. Distanz von 400m liegen. Theoretisch könnte die max.
Ausdehnung bei kupfergebundener Übertragung 256 * 400 m=102 km betragen. Garantiert werden
aber aus Gründen des Testaufwandes nur 12,8 km (das heißt es wurde mit einer Zwischendistanz
von 12,8 km / 256 = 50 m wurde getestet). Als Übertragungsmedium dient z.B. ein geschirmtes,
verdrilltes 3x2x0,25mm² Cu-Kabel. Durch Einsatz von Glasfaserkabel sind Entfernungen von mehr
als 80 km möglich.
Die Fernbusteilnehmer besitzen eine lokale Spannungsversorgung, sowie eine galvanische Trennung
zum weiterführenden Teilnehmer. An die Buskoppler werden die unterlagerten Subringe (Lokalbus)
angeschlossen. Zur Unterstützung der Fehlerdiagnose sind die Buskoppler in der Lage, die
weiterführende Schnittstelle unter Kontrolle des Masters ein- und auszuschalten. Das ermöglicht
rückwirkungsfreies Manipulieren von Teilnehmern in Untersystemen.
 
Der Lokalbus findet dort Einsatz, wo es darum geht, viele Signale an den Bus zu koppeln.
Der typische Einsatzort sind Schaltschränke und Klemmkästen. Zusätzlich zu den Daten überträgt
der Lokalbusstich die Versorgungsspannung für Buslogikteilnehmer. Diese Spannungsversorgung wird
zentral vom Buskoppler eingespeist. Für die E/A-Peripherie sind separate Spannungsversorgungen
notwendig. Die Anzahl der Lokalbusteilnehmer wird einmal physikalisch begrenzt durch den maximal
möglichen Strom den das Netzteil des Buskopplers liefern kann (800 mA) und zum anderen logisch
begrenzt durch die Masterfirmware, die maximal 8 Module pro Busklemme unterstützt. Die heutige
Beschränkung von 256 Teilnehmern und 8 Teilnehmern pro Lokalbus kann durch Weiterentwicklung
der Masterfirmware den wachsenden Anforderungen angepaßt werden. Das von den Fernbusteilnehmern
unterstützte Ein- und Ausschalten der weiterführenden Busschnittstelle wird von den
Lokalbusteilnehmern nicht unterstützt.
Wird das Ein- und Ausschalten von Teilnehmer gefordert, und sind Distanzen von mehr als 1,5m
zwischen zwei Teilnehmern erforderlich, so kann statt des Lokalbusses ein Fernbusstich verlegt
werden. Im Gegensatz zum normalen Fernbus führt der Fernbusstich die Versorgungsspannung im
Buskabel mit.
 
Der INTERBUS-Loop ist ein unterlegter Sensor-Aktuator-Ring. Er dient dem direkten Anschluß
einzelner Sensoren und Aktoren mit geringer Datenbreite. Physikalisch ist er als Ring aufgebaut
und beginnt und endet an einer Loop-Busklemme. Die Loop-Teilnehmer sind durch eine zweiadrige
ungeschirmte 2x1,5mm² Leitung miteinander verbunden. Über diese Leitung wird auch die
Versorgungsspannung übertragen. Der Anschluß des Kabel erfolgt über eine Schneidklemmtechnik.
In einen Loop-Ring können max. 32 Teilnehmer angeschlossen werden. Der max. Abstand zwischen
2 Teilnehmern beträgt 10m. Insgesamt kann der Loop-Ring 100m lang sein. Die Loop-Module haben
im allgemeinen einen höheren Schutzgrad (bis IP65).
 
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