Die internationale Norm ISO 9001:2000 (im Folgenden kurz ISO 9001) legt Anforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem fest, dessen Einführung eine strategische Entscheidung einer Organisation ist. Die Umsetzung der ISO 9001 in eine Europäische Norm (EN) wurde vom CEN Management Zentrum mit Unterstützung von CEN/BT WG 107 vorgenommen. Der Text der internationalen Norm wurde dabei von CEN ohne irgendwelche Abänderungen genehmigt.
Wenn ein Auftraggeber ein Qualitätsmanagementsystem gemäß ISO 9001 fordert, kann dies seitens des Auftragnehmers durch die Vorlage des zugehörigen gültigen Zertifikats einer akkreditierten Zertifizierungsstelle nachgewiesen werden.
Wenn ein Auftragnehmer beziehungsweise eine Organisation ein Zertifikat gemäß ISO 9001erlangen will, muss er beziehungsweise sie ein Qualitätsmanagementsystem betreiben und pflegen. Dabei ist zu beachten, dass ein derartiges Zertifikat auch für einzelne Unternehmensteile vergeben werden kann. Verlangt ein Auftraggeber ein Zertifikat als Vorbedingung, ist daher sicherzustellen, dass alle am Projekt beteiligten Unternehmensteile des Auftragnehmers in den Zertifizierungsbereich fallen.
Um ein ISO 9001-Zertifikat zu erlangen, sind unter anderem alle Prozesse im Zertifizierungsbereich durch Verfahrensanweisungen zu regeln. Das V-Modell ist eine solche Verfahrensanweisung für die methodische Systementwicklung, die den gesamten Systemlebenszyklus abdeckt. Im Gegensatz zu anderen Verfahrensanweisungen stellt das V-Modell eine sehr umfassende Verfahrensanweisung dar, die viele Teilprozesse integriert. Es erfüllt die Anforderungen der ISO 9001 an den technischen Ablauf der Produktentwicklung. Neben dem V-Modell wird es in einer Organisation aber auch andere Prozesse - wie etwa Produktionsprozesse - geben, die im Rahmen der ISO 9001 betrachtet werden müssen. Das V-Modell stellt damit nur einen Teil der Prozesslandschaft einer Organisation dar. Die Organisation muss deshalb für die Erlangung eines ISO 9001-Zertifikats sicherstellen, dass auch für diese Prozesse die Anforderungen der ISO 9001 erfüllt sind.
ISO 9001 fordert ein Qualitätsmanagementsystem auf Organisationsebene. Das V-Modell definiert dagegen Verfahren und Vorgehensweisen für Projekte. Das projektspezifische Vorgehensmodell wird dabei von einem Organisationsspezifischen Vorgehensmodell auf Basis des V-Modells abgeleitet (siehe Einführung und Pflege eines organisationsspezifischen Vorgehensmodells). Die Zielrichtungen der ISO 9001 und des V-Modells unterscheiden sich damit. Daraus ergibt sich, dass das V-Modell projektübergreifende Anforderungen der ISO 9001 wie den Aufbau und die Pflege eines Qualitätsmanagementsystems oder die Festlegung einer organisationsweiten Qualitätspolitik nicht abdeckt. Es ist allerdings durch das V-Modell gewährleistet, dass die organisationsweiten Vorgaben, soweit diese den Produktentwicklungsprozess betreffen, in den Projekten umgesetzt werden.
Bei dieser Konventionsabbildung wird ausgehend von den Gliederungspunkten der ISO 9001 betrachtet, inwieweit die dort beschriebenen Forderungen durch das V-Modell auf Projektebene beziehungsweise was die Einführung, Messung und Verbesserung von Prozessen betrifft, durch den Vorgehensbaustein Einführung und Pflege eines organisationsspezifischen Vorgehensmodells auf Organisationsebene erfüllt werden.
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