Qualitätssicherung und Produktzustandsmodell

Die Qualität des Projektergebnisses ist sowohl konstruktiv als auch analytisch in der Entwicklung sicher zu stellen. Es ist essentiell, die analytische Qualitätssicherung parallel zum und unabhängig vom konstruktiven Entstehungsprozess durchzuführen. Für die Durchführung der Qualitätssicherung im Projekt ist eine einheitliche und abgestimmte Vorgehensweise, die von allen Projektbeteiligten verstanden, getragen und gelebt wird, notwendig.

Das V-Modell enthält formale und inhaltliche Vorgaben an die Produkte, die im Laufe eines V-Modell-Projektes erstellt werden. In der V-Modell-Referenz Produkte werden diese Vorgaben für jedes Produkt beschrieben. Darüber hinaus legen die so genannten Produktabhängigkeiten zusätzlich Regeln für die produktübergreifende inhaltliche Konsistenz fest. Dabei werden im V-Modell vier Arten von Produktabhängigkeiten unterschieden: inhaltliche Produktabhängigkeiten, erzeugende Produktabhängigkeiten, strukturelle Produktabhängigkeiten und Tailoring-Produktabhängigkeiten (siehe V-Modell-Referenz Tailoring und V-Modell-Referenz Produkte).

Wie in Abbildung 12 dargestellt ist, hat jedes Produkt einen Konsistenzzustand, der mit einem der beiden Werte Konsistenz geprüft oder Konsistenz unklar belegt ist. Typischerweise wird die erste Version eines Produktes durch Kopieren einer Produktvorlage aus dem Teil 9: Vorlagen des V-Modells angelegt. Ein neu erzeugtes Produkt ist zunächst immer im Zustand Konsistenz unklar. Ein Produkt wechselt in den Zustand Konsistenz geprüft , wenn keine relevante Produktabhängigkeit verletzt ist. Relevante Produktabhängigkeiten sind dabei nur die Abhängigkeiten zu Produkten, die bereits im Bearbeitungszustand fertig gestellt sind. Dabei werden natürlich nur Produktabhängigkeiten betrachtet, die in den ausgewählten Vorgehensbausteinen enthalten sind.

Abbildung 12: Konsistenzzustandsmodell von Produkten

Neben dem Konsistenzzustand besitzt jedes Produkt einen Bearbeitungszustand. Mögliche Bearbeitungszustände sind in Bearbeitung, vorgelegt und fertig gestellt, wie in Abbildung 13 dargestellt ist.

Abbildung 13: Bearbeitungszustandsmodell von Produkten

Ein Produkt besitzt immer sowohl einen Konsistenzzustand als auch einen Bearbeitungszustand. Beide Zustände eines Produktes werden spätestens mit der erfolgreichen Beendigung der bearbeitenden Aktivität neu ermittelt.

Um eine Aktivität erfolgreich zu beenden muss das erzeugte Produkt entsprechend geprüft werden. Hierbei erfolgt immer zuerst eine Eigenprüfung. Im Rahmen dieser Eigenprüfung wird das Produkt formal und inhaltlich entsprechend der V-Modell-Vorgaben überprüft. Der Umfang und das Ergebnis der Prüfung müssen aber nicht zwingend entsprechend dem V-Modell dokumentiert werden.

Darüber hinaus wird im QS-Handbuch und in den zugehörigen Implementierungs-, Integrations- und Prüfkonzepten im Vorfeld festgelegt, ob eine Prüfung durch eine zusätzliche eigenständige Qualitätssicherung durchgeführt werden muss. Im Rahmen dieser eigenständigen Qualitätssicherung werden entsprechende Prüfspezifikationen und Prüfprotokolle von entsprechenden Prüfern erstellt.

Ist eine eigenständige Prüfung notwendig, so wechselt das Produkt zuerst in den Zustand vorgelegt und nach der erfolgreichen Prüfung in den Zustand fertig gestellt. Andernfalls geht das Produkt sofort nach der erfolgreichen Eigenprüfung in den Zustand fertig gestellt über.

Unabhängig davon, ob die Eigenprüfung oder eine eigenständige Qualitätssicherung durchgeführt wird, sind bei der Produktprüfung neben der inhaltlichen und formalen Überprüfung des Produktes auch diejenigen Produktabhängigkeiten zu berücksichtigen, die für das vorliegende Produkt relevant sind. Bei einer Produktprüfung wird also auch stets der Konsistenzzustand des Produktes betrachtet.

Ist eine Prüfung nicht erfolgreich, so muss das Produkt entsprechend überarbeitet und erneut qualitätsgesichert werden. Sind dabei relevante Produktabhängigkeiten verletzt, so sind die Produktverantwortlichen der beteiligten Produkte für die Beseitigung der Inkonsistenz verantwortlich. Die betroffenen Produkte müssen überarbeitet werden, bis die Produktabhängigkeit nicht mehr verletzt ist und die Produkte wieder in den Zustand Konsistenz geprüft übergehen. Falls das jeweilige Produkt noch nicht im Zustand fertig gestellt war, ist es nicht notwendig, diese Änderungen über das Problem- und Änderungsmanagement einzusteuern.

Sind relevante Produktabhängigkeiten verletzt, dann können unter Umständen Produkte, die bereits im Zustand fertig gestellt waren, wieder in den Zustand in Bearbeitung versetzt und die zugehörige Aktivität wieder aktiviert werden. Wie Abbildung 13 zeigt, kann ein Produkt, das im Zustand fertig gestellt ist, auch durch andere Ereignisse, die nicht durch die Qualitätssicherung hervorgerufen wurden, wieder in den Zustand in Bearbeitung übergehen. So werden Produkte beispielsweise durch im Rahmen des Änderungsmanagements beschlossene durchzuführende Änderungen oder erneute Bearbeitung von Produkten in nachfolgenden Fertigstellungsstufen des Projektes überarbeitet und damit in den Zustand in Bearbeitung versetzt.

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